Die tatsächlichen Kosten, die wir für Lebensmittel bezahlen müssen, stehen nicht auf dem Preisschild.
Wie die britische „True Cost“-Studie ergab, müssen wir Lebensmittel nämlich immer zweimal bezahlen.
Zuerst beim Kauf und ein zweites Mal durch die versteckten Kosten, die durch Gesundheits- und Umweltschäden entstehen. Die für uns im Westen attraktiven „Kampfpreise“ wie etwa 99 Cent für Hähnchengeschnetzeltes oder 3,99 € für ein Rindersteak werden im Endeffekt der Natur, den Menschen im globalen Süden oder den nachfolgenden Generationen aufgebrummt.
Mehr Infos zum wahren Preis der Lebensmittel erfährst Du in diesem Tipp.
# Tipp 1: Die versteckten Kosten
Laut des Berichts „The Hidden Cost of UK Food” entsteht für jedes Pfund, das Verbraucher:innen in Großbritannien ausgeben, ein weiteres Pfund an Folgekosten für Gesundheits- und Umweltschäden.
Die Lebensmittelproduktion verursacht Stickoxide, Feinstaub, Treibhausgase, Bodenerosion, Überdüngung, Müll, Wasserarmut und Antibiotikaresistenzen und damit hohe Kosten für Mensch und Umwelt, die keineswegs in den Preis von Lebensmitteln eingerechnet werden.
Diese Folgekosten bezahlen wir zwar nicht mit dem Preis im Supermarkt, aber sehr wohl über Steuern, Abgaben und Krankenkassenbeiträgen. Einen großen Teil dieser Kosten muss auch der globale Süden bezahlen, wo beispielsweise die Vernichtung von Tropenwäldern für den Anbau von Lebensmitteln längst nicht mehr übersehbar ist.
# Tipp 2: Sind konventionelle Äpfel wirklich billiger als Bio-Äpfel?
Volkert Engelsmann hat als niederländische Großhändler für Bio-Obst und -Gemüse als erster Unternehmer eine Vollkostenrechnung für einzelne Produkte in seinem Betrieb vorgenommen.
Er zog zur Kostenschätzung das international anerkannte „Nature Capital Protocol“ hinzu, das die Kosten zu Klima, Wasser, Boden und Biodiversität berücksichtigt.
Dabei fand er heraus, dass ein Kilo Bio-Äpfel um 25 Cent billiger ist, als ein Kilo konventioneller Äpfel. Die Bio-Äpfel punkten dabei vor allem durch den Bodenaufbau. Konventionelle Äpfel verursachen hingegen durch Pestizidanwendung und erhöhten Wasserverbrauch große Folgekosten.
## Tipp 3: Das große Problem der kleinen Preise
Lebensmittel mit geringen Preisen verursachen immer hohe Folgekosten.
Erschwerend dazu kommt, dass wir als Konsument:innen automatisch zum günstigen Produkt greifen und dadurch noch mehr Lebensmittel produziert werden, die uns in Wahrheit teuer zu stehen kommen.
Derzeit kaufen wir in Supermarkt- und Discounter-Ketten rund 90 % aller Lebensmittel, welche hohe Folgekosten durch Tierhaltung, Antibiotikaresistenzen und Stickstoffdüngung auslösen.
Allein die Nitratbelastung verursacht in Deutschland jedes Jahr Kosten von 10 Milliarden Euro. Würde man diese Kosten auf die Lebensmittelpreise übertragen, wären das fast 10 % mehr für jedes tierische Produkt. Bei tierischen Bio-Lebensmitteln käme man auf einen Preisanstieg von 4 %. Nicht einberechnet sind in dieser Rechnung allerdings die Kosten, die durch Bodenabbau, Regenwaldvernichtung, Klimabelastung und Biodiversitäts-Verlust entstehen.
# Tipp 4: Ein Wandel des Ernährungssystems ist unbedingt notwendig
Dass wir mehr Bio- und Regional-Produkte kaufen und weniger Verpackungsmüll produzieren, ist wichtig, reicht jedoch bei Weitem nicht aus.
Unser heutiges Ernährungssystem wurde durch Technologisierung, Globalisierung und Arbeitsteilung über hundert Jahre geprägt und muss grundlegend geändert werden, um die Gesundheit des Planeten und das Fortbestehen der Menschheit zu sichern.
2020 litten laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO weltweit 811 Millionen Menschen an Hunger.
Dem gegenüber stehen 2,1 Milliarden Menschen, die als übergewichtig oder fettleibig gelten. Ernährungsbedingte Krankheiten nehmen weltweit zu und gelten heutzutage als die häufigste Todesursache. Daher muss sich unser Einkaufs- und Ernährungsverhalten grundlegend ändern, um eine Lösung dieses globalen Problems herbeiführen zu können.
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