Fairtrade-Schoko schmeckt doppelt gut. Neben köstlichen Sorten erfreut der Kauf auch die fair bezahlten Kakaobauern in den Anbaugebieten. So glaubt man zumindest. Vom Milliardengeschäft Kakao, das 2016 einen Umsatz von fast 70 Milliarden Euro in der EU erwirtschaftet hat, wollen nämlich viele ein Stück abhaben und gerade bei den weltweit rund 14 Millionen Kakaobauern bleibt trotz Fairtrade-Siegel am Ende nicht viel übrig. Auch bei der Herstellung wird viel getrickst: Viele Hersteller kaufen zertifizierten Kakao für 100 Schokoladetafeln, verarbeiten diesen jedoch zu 1.000 Tafeln. Das Siegel verpflichtet zur Kennzeichnung der vereinbarten 100 Tafeln, wodurch die 900 Zusatztafeln alles andere als fair getradet sind. Man sollte sich somit nicht einreden, dass Fairtrade-Schokolade Ausbeutung und Kinderarbeit komplett verhindert und der Mehrpreis immer den Kakaobauern zugutekommt. Doch Fairtrade-Schokolade schafft sehr wohl bessere soziale, ökonomische und ökologische Bedingungen.
Welche Fairtrade-Siegel es gibt und für was sie stehen, erfährst Du hier.
Tipp 1: Fairtrade
Das bekannte Fairtrade-Siegel verbietet ausbeuterische Kinderarbeit und den Einsatz von Chemie, unterstützt eine nachhaltige Produktion und steht für bessere soziale Bedingungen. Es sichert Kakaobauern Mindestpreise zu, zahlt Prämien zur Förderung von Gemeinschaftsprojekten und gilt als weitaus strenger als die Zertifizierung von UTZ oder Rainforest Alliance. Auch bei Mischprodukten müssen alle Zutaten Fairtrade-zertifiziert sein und den Fairtrade-Standards genügen. Zudem muss der Fairtrade-Gesamtanteil am Endprodukt mindestens 20 Prozent betragen.
Tipp 2: GEPA / GEPA Fair +
Das Handelshaus GEPA will die fairen Handelsrichtlinien noch weiter erhöhen und garantiert, dass in 70 % aller GEPA-zertifizierten Mischprodukte über 75 % fair gehandelter Zutaten stecken. In Zukunft strebt GEPA dabei sogar 100 % an. Zugleich versucht GEPA alle weiteren Bestandteile, wie etwa Milch aus westlichen Ländern und nach fairen Kriterien zu erwerben. GEPA steht zudem für strenge Sozialstandards, verbietet Kinderarbeit und arbeitet direkt mit demokratisch organisierten Kleinbauern-Genossenschaften zusammen.
Tipp 3: UTZ/Rainforest Alliance
UTZ steht für mehr ökonomische Effizienz, aber nicht für fairen Handel. Das häufig auf Discounter-Schokolade abgebildete Siegel setzt zwar auf Rückverfolgbarkeit, medizinische Versorgung für Plantagenarbeiter, die Vermeidung von Kinderarbeit laut ILO-Konventionen und einen maßvollen Umgang mit Düngemitteln und Pestiziden: Streng, nachhaltig und umweltgerecht ist das jedoch nicht. Die Rainforest Alliance (RA) will die Kakaoproduktion durch 100 weiche und 15 harte Kriterien umweltschonender und wirtschaftlicher machen. So werden z. B. statt verbotener Pestizide nur „erlaubte“ (?) eingesetzt. Die RA steht aber nicht nur deshalb in der Kritik: Das Siegel taucht immer öfter bei Unternehmen wie McDonalds und Discounter auf, die nur wenig mit Fairness und Nachhaltigkeit verbindet. UTZ und RA haben sich nun zusammengetan und wollen neue Kriterien etablieren, wo fairer Handel allerdings keine Rolle spielt.
Tipp 4: Naturland Fair
Das „Naturland Fair“-Siegel steht für Bio-Richtlinien von Naturland und für faire Zutaten auch abseits von Kakao. Dies ist bemerkenswert, da ja vor allem die Verwendung fairer Milch zur Schokoladeverarbeitung sehr problematisch ist, weil die EU-Milchbauern unter immensen Preisdruck stehen. Schokolade, die das „Naturland Fair“-Siegel ziert, ist relativ selten, kennzeichnet allerdings neben fairer Schokolade auch die Verwendung von fairer Milch.
Tipp 5: Rapunzel Hand-in-Hand
Das Emblem des Bio-Pioniers Rapunzel ist im Bio- und Naturkosthandel leicht zu finden und steht für langfristige Handelsbeziehungen, garantierte Abnahmemengen und Mindestpreise, Vorfinanzierungsmöglichkeiten, Kinderarbeitsverbot und faire Entlohnung über Weltmarktpreise. Für das Siegel muss das Produkt über 50 % Rohstoffe enthalten, die aus dem Hand-in-Hand-Programm von Rapunzel stammen, wodurch Rapunzel seinen eigenen Produkten somit bescheinigt, fair gehandelt zu sein. Der gute Ruf des Unternehmens, das 1988 die erste Bio-Schokolade überhaupt auf den Markt gebracht hat und in seinen Produkten nur 100 % Bio-Bestandteile verwendet, spricht aber für die Qualität der Marke.
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